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Lk5.17.20-26

6. So. im Jk. /
Lesejahr C

Positionierung

Wenn Parteien gegründet werden so haben sie im guten Fall ein Programm, an dem sich die Leute orientieren können. Gruppen, die sich für eine bestimmte Sache einsetzen haben verkünden ein Manifest, etwas wofür sie stehen, wofür sie sich einsetzen. Vereine und Organisationen arbeiten an einem Leitbild, an einem Selbstverständnis, damit die Mitarbeiter und Mitglieder wissen, worum es eigentlich geht, wofür diese Organisation einsteht. Zur Präsentation ihrer Ergebnisse, heißen sie nun Leitbild, Manifest, Programm, Agenda oder wie auch immer, zur Präsentation wählen sich die Leute immer einen guten Platz aus. Entweder verkünden sie ihr Programm an einem geschichtsträchtigen Ort oder im Rahmen eines großen Festes meist von einem Podium, einem erhöhten Platz. 

Jesus steigt von der Höhe herab auf die Erde, vom Berg in die Ebene und dort verkündet er sein Programm, die Verfassung des Gottesreiches. Heute haben wir sozusagen die Präambel, das Vorwort dazu gehört.

Das kann sich in heutiger Sprache ausgedrückt etwa so anhören:

Mit den Mitmenschen auf einer Ebene zu stehen wie Jesus – Keiner braucht sich besser fühlen als ein anderer.

Es gibt wichtigere Dinge im Leben, als Besitz, Einfluss, Macht und die Gier nach immer mehr – das was wir heute ganz streichelweich „Freie Marktwirtschaft“ und Wirtschaftswachstum nennen.

Es ist gut nicht immer satt zu sein und dadurch anderen Menschen ein Überleben zu ermöglichen. Es ist gut nicht alles gleich haben zu müssen, wonach mich verlangt, worauf ich meine ein Recht zu haben.

Und gut ist es auch seinen Unmut und seine Trauer zu zeigen über all die Ungerechtigkeit, über all die Ausbeutung und Unterdrückung. Wir brauchen nicht so zu tun als sei alles in Ordnung, wenn uns das Wasser schon bis zum Hals steht.

Mit einer solchen Einstellung werden wir nicht weit kommen. Wir werden, wenn wir dem Leitbild Jesu folgen von anderen geschnitten, ausgebootet, an den Rand gedrängt. Wir wissen es: ohne Reichtum bist du gleich bei denen, die sich nichts leisten können, bei denen, wo man es schon am Gewand erkennt, dass sie nichts haben.

Dann bist du in den Kreisen der Besseren, der Oberen bald nicht mehr erwünscht oder gerade noch geduldet, bald werden deine Freunde dich nicht mehr erkennen und dir aus dem Weg gehen. Deswegen freue dich, denn du hast begriffen worum es hier auf Erden wirklich geht – wenn du dies alles um Jesu willen auf dich nimmst. Wenn du aber genauso am Reichtum, an der Macht und am Einfluss hängst, trotz deines ärmlichen Aussehens, dann....ja dann ist es an der Zeit Position zu beziehen. Es gibt kein goldenes Mittelmass. Entweder stehe ich in Augenhöhe mit meinen Mitmenschen und blicke auf Jesus hin, der in der Mitte steht oder ich drehe mich um und steige auf den Berg, der mir Reichtum, Macht und Einfluss verspricht. Von dort oben habe ich keine Gemeinschaft mehr mit Jesus. Von dort oben kann ich ihn aber missbrauchen für meine Zwecke, kann ihn vor den Karren meiner Interessen spannen.

Dann gibt es noch die falschen Propheten, die sagen Gott wohne oben am Berg. Die meinen Gott sei abgehoben von den Menschen wie sie selbst. Seien wir uns sicher: Gott wohnt ganz unten mitten unter den Armen. Unser Gott ist kein Versicherungsgott, kein Spieler mit der Existenz der Menschen, er spekuliert nicht mit etwaigen Quoten – er geht aufs Ganze – es gibt kein Reich Gottes light! Das Reich Gottes ist unter uns lebendig – je mehr Menschen sich um den Jesus zu ebener Erde versammeln, desto spürbarer wird Gottes heilendes Wirken unter uns Menschen.