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Geburt Christi nach Lukas

Christnacht 2006 /Lesejahr C

Klein sein

Wir sind für ein außergewöhnliches Fest zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt zusammengekommen.
Gott ist Mensch geworden. Gott ist in diese Welt gekommen. Als kleines Kind ist er gekommen. Wer hatte damals begriffen worum es bei dieser Geburt ging? Am ehesten die Engel. Die haben gesungen und sich gefreut. Aber von den irdischen Wesen sind nur die Hirten neugierig geworden. Die sind hingegangen um zu schauen was da los ist.
Ein Kind: klein, abhängig von seiner Mutter, angewiesen auf die Liebe und Zuneigung seiner Umwelt. So ist Gott eingetreten in diese Welt. Er ist nicht mit einem Raumschiff gelandet, hat sich nicht auf die Erdoberfläche beamen lassen. Er hat das ganze Menschsein angenommen. Auch die Hilflosigkeit eines Babys.
Um der Botschaft Jesu näher zu kommen, ist es wichtig die Anfänge gut zu kennen. Jesus kommt in seinen Reden immer wieder auf das Kind-Sein zurück. Es heißt in den Evangelien:

  1. Er stellte ein Kind in ihre Mitte…wenn ihr nicht werdet wie die Kinder könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen…
  2. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.
  3. Wer ein solches Kind aufnimmt, der nimmt mich auf…
  4. Lasst die Kinder zu mir kommen, den Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich….

Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Umgekehrt gesehen ist der Größte im Himmel, nämlich Gott als Kind in diese Weltzeit getreten.
Was bedeutet das für uns?
Wenn wir denken und handeln wie Kinder, denken und handeln wir im Sinn Gottes, aber wir haben ein Problem in dieser Welt. Wie viel Gewicht hat ein Kind in unserer Welt? Kinder haben einen hohen emotionalen Stellenwert in unserer Gesellschaft, solange sie sich wie kleine Erwachsene benehmen. Je angepasster sich ein Kind in der  Erwachsenenwelt bewegt, desto eher wird es als brav bezeichnet.
Kinder sind aber nicht von Geburt an diplomatisch – sie sagen was sie sich denken.
Kinder sind von Geburt an unvermittelt – sie sagen oft kritische Dinge sehr direkt und nicht durch eine geschönte Aussage verschleiert.
Kinder tun sich leichter mit der unsichtbaren Welt, mit den schwer oder nicht erklärbaren Dingen und Vorgängen. Für uns Erwachsene ist meist nur real, was wir sehen, greifen oder zumindest erklären können.
Dabei beten wir im großen Glaubensbekenntnis: Wir glauben an den der alles geschaffen hat, die sichtbare und die unsichtbare Welt…
Für uns geht es seit unserer Geburt um jene unsichtbare Welt, um das Reich Gottes, die einst unsere Heimat sein wird. Je mehr es uns gelingt Kind zu sein, desto eher werden wir uns in unserer unsichtbaren Welt zu Hause fühlen. Diese unsichtbare Welt wird in der Botschaft von der Geburt Jesu mit dem Friedensgruß und mit dem Jubel der Engel ausgedrückt.
Neugeborene Kinder sind voll und ganz auf Fürsorge und Hilfe angewiesen – auch wir sind voll und ganz auf unseren Schöpfer angewiesen. Sehr konkret wird diese Tatsache, wenn unser Leben zu Ende geht. Deshalb ist es gut, wie ein Kind unser Vertrauen ganz und gar dem zu schenken, der uns leben lässt.
Weihnachten heißt wie ein Kind sein – das heißt

  1. Vertrauen in eine Welt die wir nicht kennen
  2. Sich freuen auf eine Zukunft, die wir nicht kennen
  3. Sich auf das Leben bei Gott und seinen Engeln freuen – so wie ein Kind sich auf den Heiligen Abend freut.

Wir haben uns heute Abend auch auf die Geschenke gefreut –  wir dürfen uns freuen über das größte Geschenk aller Zeiten – dass Gott Mensch geworden ist im Stall zu Bethlehem – in dir und in mir. Amen