Mt 5,1-12a

Allerheiligen 2000

Zur Heiligkeit berufen durch die Taufe

Liebe Heilige!

Diese Anrede habe ich ganz bewusst gewählt, weil alle, die auf den Namen Jesu hin getauft wurden, zur Heiligkeit berufen sind. Wir verehren heute alle Heiligen, die die uns mit Namen bekannt sind, und die deren Namen Gott allein kennt. Es gibt da eine schöne Geschichte: Eine Mutter ging mit ihrer Tochter eines schönen Tages in eine Kirche. An den Seitenfenstern waren Heilige dargestellt. Das Kind fragte seine Mutter: „Wer sind diese Leute“. Die Mutter antwortete: „Das sind Heilige“. Einige Wochen später in der Schule fragte der Religionslehrer ob jemand wisse, was Heilige sind. Da zeigte das Mädchen auf und sagte: „Heilige sind Menschen, durch die die Sonne durchscheint“.

In der Tat Heilige sind Menschen, durch die die Sonne durchscheint. Sie sind Menschen, durch die wir die Nähe und Liebe Gottes spüren können.

Allerheiligen ist ein Fest der Hoffnung, weil wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die das gelebt haben und jetzt gerade leben, was wir soeben im Evangelium gehört haben.

·       Selig, die arm sind vor Gott, wie Franz von Assisi, wie Menschen, die um Jesu Willen ihren Besitz verschenkt haben, zumindest aber eine innerliche Distanz zu ihrem Besitz aufgebaut haben.

·       Selig die Trauernden, die die sich Sorgen machen um die Entwicklung der Menschheit, die traurig sind um die Oberflächlichkeit mancher Mitmenschen.

·       Selig, die keine Gewalt anwenden wie Mahatma Ghandi oder Martin Luther King oder wie all jene, die mit friedlichen Mitteln auf Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Ausbeutung hinweisen.

·       Selig, die die Gerechtigkeit suchen wie der Erzbischof von San Salvador, Oscar Romero, wie Bischof Erwin Kräutler, wie der steirische Kaplan Günther Zgubic in den brasilianischen Gefängnissen, wie viele andere Menschen, denen Ungerechtigkeit nicht egal ist.

·       Selig, die barmherzigen, wie Johannes von Gott, Vinzenz von Paul, Elisabeth von Thüringen, Pfarrer Pucher von Eggenberg, die vielen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der pfarrlichen Sozialkreise, der Caritas, der Vinzenzvereine und alle jene, deren Herz sich angesichts einer offenen Hand nicht verhärtet.

·       Selig, die ein reines Herz haben und nicht voll Angst darauf warten, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt über ihr verborgenes Unrecht.

·       Selig, die Frieden stiften zwischen Völkern und Nationen, zwischen Armen und Reichen, zwischen Ost und West, zwischen Vater und Mutter, zwischen Geschwistern und Verwandten.

·       Selig, die wegen ihrer Aktivitäten die Aufmerksamkeit des Staatssicherheitsdienstes auf sich gezogen haben.

·       Selig, die die Machthaber dieser Welt verunsichern, die trotz wiederholter Attentatsversuche auf ihre Person nicht aufhören, das Reich Gottes zu verkünden.

Sie werden nicht um ihren Lohn kommen. Liebe Heilige, lassen wir uns von diesen faszinierenden Gestalten der Vergangenheit und der Gegenwart motivieren, lassen wir uns hineinziehen ins Reich Gottes, damit wir zu Menschen werden, durch die andere Sonne und Licht erfahren in den dunklen Stunden ihres Lebens, dass wir durchsichtig werden auf die Quelle des Lebens hin, auf Gott.