Mt 4,1-11

1. Sonntag in der Fastenzeit

Dialog Teufel - Jesus

Wir haben soeben sehr grundlegende Worte aus dem Matthäusevangelium gehört. Welche Personen kommen vor:

Da haben wir Jesus, den Geist, den Teufel und Versucher, Gott und Engel. In den direkten Dialog treten zwei Personen – der Teufel und Jesus. Von Jesus wissen und glauben wir, dass er eine Persönlichkeit war und ist. Wie ist das aber mit dem Teufel, mit dem der Jesus versucht? Im Evangelium schaut es so aus, als wäre der Teufel tatsächlich eine Person. Wir kennen auch fast alle irgendwelche bildlichen Darstellungen vom Teufel.

Ich habe in meiner theologischen Lehrzeit einmal gehört der Teufel sei der Inbegriff der Unperson …. und mit dieser Sichtweise habe ich sehr gut etwas anfangen können.

Gott ist der, der das Leben der Menschen will und auf wunderbare Weise reifen und entstehen lässt, bis der Mensch heranreift zu einer Persönlichkeit.

Der Teufel ist der Lebensverhinderer, der das Reifen der Persönlichkeit unterbindet, der den Menschen in Abhängigkeiten führt, ihn gefangen hält in seinen Wünschen und Träumen. Der Teufel – die Unperson, die jegliche Persönlichkeitsentwicklung hemmt begegnet im heutigen Evangelium dem Inbegriff von Leben, von Person. Wir erfahren diesen Widerstreit zwischen Persönlichkeitsentfaltung und Persönlichkeitsverhinderung tagtäglich am eigenen Personwerden, auf unserem Weg zur Vollendung.  Im Evangelium werden uns am Beispiel der Personwerdung Jesu drei große Bereiche vor Augen geführt:

·       Mach aus diesen Steinen Brot - nicht vom Brot allein lebt der Mensch:
Hier geht es um das Verhältnis zu den Dingen.
Menschen, die all ihre Lebensmöglichkeiten nur in den greifbaren und sichtbaren Dingen suchen laufen Gefahr, dass ihr Leben, ihre Persönlichkeit in der Einöde materieller Abhängigkeiten verkümmert. Die Sehnsucht nach immer mehr wird durch immer häufigeren Konsum nicht gestillt. Was lässt mich leben? Gute Worte, Lob, Annerkennung, Freude, Glück, Segen sind treibende Kräfte in der Entfaltung einer Persönlichkeit. Lasst uns offen sein für diese Seiten des Lebens. Sind wir Empfänger und Spender von Wohltaten, dann wir haben begriffen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt.

·       Stürz dich hinab – stelle Gott nicht auf die Probe
Hier geht es um die Würde des Menschen, um die Verantwortung für Leib und Leben – für mein Leben und das meiner Mitmenschen. Das Leben ist wie eine zarte Pflanze, die Schutz und Pflege braucht. Der Mensch braucht zu seiner Entfaltung Anerkennung und Respekt vor seiner Einzigartigkeit. Nur ein Mensch der sich seiner eigenen Würde bewusst ist, wird seinen Mitmenschen mit Respekt und Ehrfurcht begegnen und ihn nicht ausbeuten und unterdrücken.

·       Alles gehört dir, wenn du dich vor mir niederwirfst – Gott allein zu dienen ist Sinn und Ziel unseres Lebens
Hier geht es um Freiheit und Unfreiheit – um Abhängigkeit und Unabhängigkeit
Wem vertraue ich meine Existenz an – dem der alles ins Dasein gerufen hat oder dem der alles vernichtet. Bin ich bereit für Gewinn, Ansehen und Herrschaft mein Leben, meine Existenz der Willkür anderer auszuliefern oder nehme ich um der Freiheit und Unabhängigkeit willen ein Leben in Einfachheit und Bescheidenheit in Kauf? Wir sind frei uns zu entscheiden.
In Freiheit kann sich eine Persönlichkeit entfalten, in Gefangenschaft verkümmert sie.

Jesus hat sich als Mensch klar und eindeutig entschieden und er hat das Leben in seiner ganzen Fülle gewonnen, so dass er sagen konnte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

 Uns bleibt, die kommenden Tage und Wochen gut zu nützen. Orientieren wir uns wo wir gerade stehen mit unserem Verhältnis zu den Dingen, mit unserer Verantwortung für Leib und Leben und mit unserer Freiheit und Unabhängigkeit. Unser Altbischof hat uns am Aschermittwoch eine gute und sinnvolle Alternative für die Fastenzeit mitgegeben: Er hat uns jeden Tag eine kleine Abendstille ans Herz gelegt. In diesen Minuten der Stille können wir uns fragen wo wir gerade stehen mit unserem Verhältnis zu den Dingen, mit unserer Verantwortung für Leib und Leben und mit unserer Freiheit und Unabhängigkeit.

Ich wünsche uns allen von ganzem Herzen, dass es uns gelingt Gott, unseren Mitmenschen und uns selbst täglich ein paar Minuten zu schenken.