Jes 35,1-6.10a
Mt 11,2-6

2. Adventsonntag LJ A
12.12.2010

Zweifel

Liebe Kinder, liebe Frauen und Männer!

Alle von uns mussten sich schon einmal oder auch öfters ausweisen. Wenn wir in ein anderes Land reisen, das nicht zum Schengenraum gehört, müssen wir an der Grenze unseren Reisepass vorweisen. Oder wenn wir bei einer Behörde einen personalisierten Antrag stellen, müssen wir uns mittels gültigen Ausweises als jene Person identifizieren lassen, die ausreist oder die den Antrag stellt.
Wenn bei uns ein Mensch einen anderen zu heilen versucht, muss dieser Mensch dazu von der Gemeinschaft autorisiert sein und muss das auch beweisen können. Wenn wir eine uns unbekannte Person vom Bahnhof oder vom Flughafen abholen, dann macht man sich vorher ein Kennzeichen aus, woran ich diesen Menschen erkennen kann.
Und so ist es auch Johannes dem Täufer ergangen, ja sogar noch um eine Spur schwieriger. Er hat vom kommenden Messias in den Schriften der Propheten gelesen. Dort steht nicht wie er aussieht, sondern was durch ihn anders sein wird.
Ihm kommen Zweifel ob dieser Jesus der Messias ist, oder ob es doch ein anderer ist. Er möchte ihn identifizieren, möchte von ihm einen Messiasausweis.
Es sagt nur, dass er handelt wie wir heute in der Lesung aus dem Propheten Jesaja schon gehört haben und wie wir miteinander verkündet haben.
Er sagt noch einen wesentlichen Satz dazu: Selig, die an mir keinen Anstoß nehmen. Selig, die nicht sagen: was will den der, der kocht ja auch nur mit Wasser.
Und gerade darauf kommt es an: Er ist einer von uns, einer, der auch nur mit Wasser kocht und kein Zauberer, kein Wunderwuzzi
Das wesentliche am Messias ist, dass sich die Welt um ihn herum zum Guten verändern beginnt.
Wie würde die Antwort des Messias in Graz an Johannes den Täufer ausfallen? In einer Stadt, in der Anstalten gemacht werden den Ärmsten sogar das Betteln zu verbieten. In einer Stadt in der die Kluft zwischen Armen und Reichen immer größer wird. In einer Stadt in der Betriebe um der Gewinnmaximierung wegen geschlossen werden?
Vielleicht so?
Die Bettler sind von den Straßen verschwunden, denn die vermögenden Menschen haben ihre Güter geteilt.
Es gibt Arbeit für alle, denn es werden keine Betriebe mehr geschlossen, weil die Aktionäre sich mit bescheidenen Gewinnen zufrieden geben.

Was für unsere Stadt gilt, lässt sich natürlich auch umwälzen auf globale Maßstäbe.
Es gibt heute bei uns messianische Menschen. Menschen, die regelmäßig einen Teil ihres Einkommens mit ärmeren Menschen irgendwo auf diesem Planeten teilen und ihnen so ein menschenwürdigeres Dasein ermöglichen.
Auch hier: Immer wieder kommen die Zweifel ob das wohl was hilft. Wer weiß wofür die mein Geld ausgeben?
Die Zweifel werden immer wieder kommen! Da hilft dann genaues Hinschauen. Was geschieht wenn Menschen existenziell teilen? Ja es verändert die Menschen zum Guten. Die die geben merken, dass sie mit weniger auch ganz gut auskommen und die die bekommen merken, dass ihre Chancen auf ein glücklicheres Leben steigen. Solches messianisches Handel wird auch die heutige Welt verändern.
Wo existenziell geteilt wird, reduzieren sich die Gewinne der Spekulanten, entschleunigt sich das Verschieben von Geldmassen, verkleinert sich die Kluft zwischen arm und reich.
Messianisch existenziell ist mehr als 0,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, wobei Österreich noch weit von dieser versprochenen Marke weg ist – wir gehören nicht umsonst zu den reichsten Ländern. Hegen sie Zweifel?
Der Messias kommt dort an, wo an das Unmögliche geglaubt wird, wo Menschen mit ein paar Euros beginnen die Welt zu verändern. Der Messias kommt dort an wo Menschen daran glauben, das mit dem Verkauf von ein paar Teller Suppe die Welt besser wird. Konferenzen werden das globale Ungleichgewicht nicht ins Lot bringen – dazu braucht es schon einen Messias, messianische Menschen – die beginnen das Unmögliche möglich zu machen im Namen dessen, der bei uns ankommen möchte, im Namen unseres Retters Jesus Christus. Amen