Zugriffe: 2353

Offener Himmel

Apg 6,8-10; 7,54-60

Der Steinigung des Stephanus ging eine heftige Diskussion voraus. Als den Gegnern des Stephanus die Argumente ausgingen griffen sie zu schlagkräftigeren Argumenten und bewarfen ihn mit Steinen bis er tot war. Es handelt sich um ein uraltes menschliches Muster mit dem wir es hier zu tun haben. Wenn Menschen die Argumente ausgehen für ihre Positionen sind sie schnell mit Gewalt da. Diese Haltung lernen wir kennen bei Kain, der seinen Bruder Abel erschlägt, über Stephanus bis heute. Wenn Menschen in ihrem Leben Positionen vertreten, die nicht verhandelbar sind, was bleibt dann? Nur noch rohe Gewalt? Dieses Schema funktioniert allerdings nur bei innerlich unfreien Menschen. Menschen mit innerer Freiheit können die Position eines anderen neben der eigenen stehen lassen. Stephanus fühlte sich selbst beim Fliegen der Steine noch nicht in die Enge getrieben. Für ihn eröffnet sich selbst in der tiefsten Bedrängnis ein Weg, eine erstrebenswerte Zukunft. Er sieht den Himmel offen! Mit dieser Sicht eröffnen sich seinem Leben neue und ungeahnte Perspektiven.

Nun könnte man sagen, was hatte er davon? Wie viel Gutes hätte er noch tun können, hätte er klein beigegeben und seine Haut gerettet! So ist er nun tot und kann niemandem mehr helfen. Auf den schnellen Blick mag das auch so scheinen. Wir haben in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört, dass die Steinewerfer ihre Oberkleider zu Füßen eines jungen Mannes niederlegten, der damals Saulus hieß und aus dem, wie wir später in derselben Apostelgeschichte lesen, „Paulus“ wurde. Es lässt sich zwar nicht beweisen, aber wäre aus dem Saulus ohne das Zeugnis des Stephanus auch ein Paulus geworden? Welch aufbauende Kraft hat Stephanus der jungen Christengemeinde hinterlassen! Eine Kraft, die bis heute hereinwirkt. Nicht leicht verständlich, ja sogar geheimnisvoll, aber aufbauend.

Wenn Selbstmordattentäter ihr Leben hingeben ist nur Tod dran und Vernichtung. Nichts davon ist aufbauend, obwohl die Motivationen für das Handeln sehr ähnlich sein dürften. Das Leben für eine größere Sache hinzugeben um in einer neuen Welt besser weiterzuleben. Der Unterschied liegt im Handeln. Während Stephanus versucht seine Liebe zum Gott des Lebens auszudrücken und gegen die Unvernunft zu argumentieren um dem Leben zum Sieg zu verhelfen, versuchen die anderen durch das Töten von Ungläubigen das Leben zu gewinnen.

Der Stephanitag ist die Antwort des Menschen auf Weihnachten. Gott hat sich in der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem voll und ganz in die Hand der Menschen begeben.

Stephanus hat sich als Antwort darauf voll und ganz in die Hand Gottes begeben und auf den offenen Himmel vertraut. Jenen offenen Himmel aus dem die Engel die Geburt des Erlösers verkündet haben.

Uns allen wünsch ich von Herzen einen guten Blick für den offenen Himmel, besonders dann, wenn es im Leben eng und ungemütlich wird. Der offene Himmel macht unser Herz weit und erfüllt uns mit tiefem Frieden. Amen