Lk 21,25-28.34-36

Osternacht / Lesejahr C

Der Stein ist weg!

Die Frauen kommen zum Grab. Was mag sie bewogen haben zu diesem Grab zurückzukehren, während die Männer sich versteckt hielten. Sie wussten, dass das Grab mit einem großen und schweren Stein verschlossen war. Sie wären nicht in der Lage gewesen, den Stein zur Seite zu rollen. Und doch hatten sie Salben dabei, mit denen sie den Leichnam einbalsamieren wollten. Das Tun der Frauen lässt sich wohl nur verstehen aus der Trauer heraus. Trauernde Menschen tun oft sehr unbegreifliche Dinge. Diese Frauen müssen gefühlt haben: das kann es noch nicht gewesen sein. Sie haben so vieles von Jesus gesehen, gehört und miterlebt. Sie konnten und wollten nicht wahrhaben, dass nun alles vorbei sein sollte. Der Stein trennte sie von ihm, den sie liebten. Der Stein der die Liebe unterbindet, der das Leben gefangen hält – Stein der Angst, Stein der Verzweiflung, Stein der Habgier, Stein des Neides, Stein des Zornes – Alles Steine, die uns abschneiden vom Leben.

Kennen wir die Steine in unserem Leben,

die Steine, die uns am Leben hindern,

die Steine, die uns in Depression und Verzweiflung stürzen,

die Steine, die uns den Zugang zu besseren Lebensmöglichkeiten verbauen,

die Steine, die andere uns in den Weg gelegt haben und auch die Steine, die wir anderen in den Weg gelegt haben? Ich glaube, wir kennen diese Steine, sie haben alle einen Namen, ein Gesicht. Wir haben meist nicht die Kraft diese Steine, die uns am Leben hindern zu beseitigen. Mit dieser Erfahrung, wir haben nicht die Kraft den Stein zu beseitigen, kamen auch die Frauen von denen im Evangelium die Rede war zum Grab.

Wer hat den Stein vor das Grab Jesu gerollt? Es war die Angst und die Mutlosigkeit der Menschen, die mit Jesus mitgegangen sind, seine engsten Vertrauten, sie haben diesen Stein vor das Grab gewälzt. Es war wohl auch ihre Enttäuschung, dass die Sache Jesu, die so gut begonnen hatte, gegen alle Hoffnungen und Erwartungen ein jähes Ende genommen hatte.

Sie kommen zum Grab - Der Stein ist weg! Aus dem Weg geräumt!

Der Stein, der den Ort des Todes vom Ort des Lebens trennte war weg. Menschen stehen vor einer neuen Situation. Der Stein war zur Seite gewälzt und der, den sie dahinter suchten, war nicht dort, wo sie ihn vermuteten. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" – Die Frauen begannen ihre eigene Lebensgeschichte mit der Lebensgeschichte Jesu und der Geschichte Israels zu verbinden und sie kamen zur befreienden Erkenntnis: Er lebt, es gibt wieder eine Zukunft. Er, der das Leben ist, konnte gar nicht im Tod bleiben. Er hat mit seinem Leben, mit seiner Treue durch den Tod hindurch nicht nur den Stein seines Grabes beseitigt. Auch unsere Steine lassen sich aus dem Weg räumen im Glauben an seine Auferstehung, im Glauben daran, dass er uns allen das Leben in Fülle geschenkt hat.

Wir müssen uns nur auf den Weg machen, so wie die Frauen und wie Petrus. Sie haben sich voll Ungewissheit auf den Weg gemacht, hin zum Ort des Leides, zum Ort des Todes und dort ist ihnen das Leben begegnet. Wenn wir uns verschließen vor dem Leid, vor dem Tod, wenn wir uns zurückziehen und uns bemitleiden, wie die Apostel, wo werden wir uns sehr schwer tun, das zu glauben, was wir heute feiern. Wenn wir uns aber auf den Weg machen, wenn wir auf die Leiden, auf die Verletzungen und auf den Tod unserer Mitmenschen zugehen, werden auch wir erfahren: er ist wahrhaft auferstanden. Er lebt. Heute und hier mitten unter uns. In diesem Sinn wünsche ich uns allen die Kraft zum Gehen, zum Aufbruch – hin zur Erfahrung: Jesus ist auferstanden. Er ist unter uns. Er ist mit uns. Halleluja!