Zugriffe: 2504

Joh 181 - 19,42

Karfreitag 2003

Wahrheit

Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!

"Was ist Wahrheit?", fragt Pilatus Jesus - Pilatus kann mit dem Begriff Wahrheit nichts anfangen. Wie auch? Wahrheit lässt sich weder erobern, noch erkaufen. Wahrheit kann auch niemand besitzen, wenn es auch manche behaupten.
Jesus kam in die Welt um für die Wahrheit einzustehen bis zur Konsequenz des Karfreitags. Er hat um der Wahrheit willen sein Leben hingegeben. Hätte er sein Leben nicht dahingegeben, wäre die Wahrheit in der Dunkelheit geblieben.
Wie ist das zu verstehen? Wir allen kennen die so genannten Notlügen, das bewusste vorbeizielen an der Wahrheit. Vordergründig gesehen erleben wir diese Lebenshaltung als erleichternd und bequemer. Die Konsequenz unseres Tuns und Versagens trifft uns dann nicht mit voller Wucht, sondern eben nur abgeschwächt. Da geschieht etwas dabei. Auch wenn unsere Lügen nur klein sind und zu unserem Schutz dienen, so zerbröseln sie doch das Vertrauen zwischen Freunden, zwischen Lebenspartnern, zwischen Mitschülern und Arbeitskollegen und es entsteht über die Zeit ein Klima des Misstrauens. Nichts Großes, aber es reicht für Spannung. Das urmenschliche Problem dabei ist ja, dass wir unsere kleinen und großen Lügen nicht vergessen dürfen, damit wir uns nicht in Widersprüchen verfangen oder gar entlarvt werden, plötzlich nackt dastehen vor dem Gekreuzigten, der wahrhaftig und aufrecht seinen Weg gegangen ist.
Was immer es ist, das mich zur Unwahrheit treibt, es treibt mich in die Unfreiheit, in den Unfrieden, in das Unglück, in die Angst, in den Kampf, in den Krieg, in die Verzweiflung, in die Finsternis.
Jesus hat Zeit seines Lebens wahrhaftig gelebt und hat sich um die Wahrheit bemüht bis in den Tod. Sich um ein wahrhaftiges Leben zu bemühen heißt nicht zu buckeln und sich demütigen zu lassen. Jesus hat den Knecht des Hohenpriesters, der ihn geschlagen hat auch zur Rede gestellt. Das Licht der Wahrheit bringt Licht in die Finsternis der Lüge, darum musste Jesus sterben, darum mussten viele Frauen und Männer bis zum heutigen Tag sterben, Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Erzbischof Oscar Romero und viele andere, deren Namen wir nicht kennen. Sie haben durch die Hingabe ihres Lebens Licht in die Welt gebracht. Die Wahrheit macht frei, lebendig, mutig!
Bleiben wir in der Wahrheit mit Jesus Christus unserem Herrn. Amen