Zugriffe: 2314

Bin ich ein österlicher Mensch

Wie ist das mit der Auferstehung? Reicht ein leeres Grab? Reicht ein weggewälzter Stein? Reichen ein paar zusammengefaltete Tücher? Sind das Fakten genug um an Auferstehung zu denken, geschweige denn an Auferstehung zu glauben?

Das allein wird wohl nicht gereicht haben das Unmögliche für möglich zu halten. Da ist im Vorfeld schon ganz viel geschehen, das letztendlich mit dem Auferstehungsglauben kompatibel war, ja ihn sogar als logische Konsequenz eines Lebens erscheinen ließen. In der Feier des heutigen Abends wird versucht diese Voraussetzungen aufzuzeigen.

In den Lesungen aus dem alten Bund wurde der Fokus auf die Großartigkeit Gottes gelegt. Gott als Schöpfer dieser wunderbaren Welt in der wir leben dürfen. Gott als der, der den Auftrag zur Befreiung gibt und Israel durch gewaltige Zeichen aus der Versklavung führt. Israel hat seinen Gott als einen Gott mit uns erlebt, als einen „ich bin da“.

Als der Mensch „Jesus von Nazareth“ hat Gott diesen Weg weitergeführt. Er wurde zum Beistand und Heiler für die Kranken, zum Tröster für die Trauernden, zum Weg den Planlosen, zur Freiheit den Versklavten. Es hat neue Maßstäbe gesetzt im Umgang mit den Mitmenschen. Und gerade dieser Umgang, der den Menschen über die Normierungen der Religion und Politik gestellt hat, hat ihm das Todesurteil eingebracht. Wäre Jesus nicht über den Tod hinausgewachsen, wäre auf Golgotha der Schlusspunkt gewesen, würde es heute keine Christen geben.

Jesus ist auferstanden zu einer neuen Seinsweise, er ist nicht zurückgekehrt in sein gleiches Leben. Aber er war erfahrbar, sichtbar, spürbar, einfach nicht mehr tot!

Reicht für uns der Glaube an die Auferstehung? Der Glaube an einen Gott der Leben spendet? Sind wir damit schon dem Tod entrissen?

Wir wurden meist als Babies getauft auf Tod und Auferstehung Jesu. In der Taufe wurde für uns die Bereitschaft ausgesprochen diesen Weg Jesu zu gehen, so wie er es gesagt hat: ich bin der Weg, die Wahrhaftigkeit und die Lebendigkeit.

Jesus hat viele Zeichen gesetzt um seine Auferstehung glaubhaft werden zu lassen. Sind unsere Zeichen, meine Zeichen dazu angetan Mitmenschen auf den Auferstehungsgedanken oder zumindest auf ein Auferstehungsgefühl zu bringen? Wie merken meine Mitmenschen, dass mein Leben von der Hoffnung auf die Auferstehung, von der Hoffnung auf ein unverlierbares Leben geprägt ist? Das kann ein Lächeln zur rechten Zeit sein oder aber auch politisches Interesse und Engagement. Ein kleines Beispiel:

Diese Woche stand ein Artikel in einer großen österreichischen Tageszeitung über die Überfischung der Meere am Beispiel Westafrika. Die Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft erlauben es privaten Fischfangflotten die Gewässer an der afrikanischen Westküste zu befischen. Ein Fischtrawler, eine sogenannte Fischfabrik fängt an einem Tag mehr Fische als 56 afrikanische Fischer in ihren herkömmlichen Booten das ganze Jahr zusammenbringen. Da diese Flotten mit vielen solchen Fischtrawlern viele Tage in einem Gebiet unterwegs sind, sind die Gewässer bald so fischarm, dass die ortsansässigen Fischer und deren Familien nicht mehr überleben können. Sie machen sich dann oft als letzten Ausweg als Flüchtlinge auf den Weg nach Europa in der Hoffnung auf Leben. Ob sie hier bei uns die Erfahrung von Auferstehung machen überlasse ich ihrer persönlichen Einschätzung. Hier kann unser Einsatz für mehr Gerechtigkeit ansetzen.

Es gibt auch sehr viele andere Ansätze. Menschen engagieren sich hier bei uns oder irgendwo anders auf dieser Welt für Arme und Entrechtete, für Menschen die für sich nur mehr sehr wenig Leben sehen können. Solchen Menschen ein Stück menschwürdigen Lebensraum zu verschaffen, lässt Menschen aufblühen und an das Leben glauben.

Bin ich ein österlicher Mensch? Ist der Weg, der in der Taufe für mich begonnen wurde zu meinem persönlichen Weg geworden? Lebe ich so, dass meine Mitmenschen am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, in der Schule, beim Einkaufen das Gefühl bekommen: das ist ein österlicher Mensch! Ich wünsche uns allen viele Begegnungen mit Menschen, die durch ihr Leben eine Ahnung von Auferstehung vermitteln. Jesus ist in dir, in mir als Auferstandener schon lebendig, heute und an allen Tagen unseres Lebens. Amen. Halleluja!