Joh 15,26-27; 16,12-15

Pfingstsonntag 2000

Beistand und Wahrheit

Heute ist das Fest des Beistandes. So haben wir es eben  im Evangelium gehört. Heute feiern wir den, der unser Leben mit Sinn erfüllt.

Heute ist auch das Fest der Wahrheit. Der Geist der Wahrheit ist mit uns. Schön – nicht?

Leichter tun wir uns mit dem Beistand. Den können wir in unser Leben einordnen. Der hat einen Platz bei uns. Jemand, der uns hilft, ist immer willkommen. Der Beistand ist ein Geist gegen die Angst. Der Geist der Wahrheit macht uns gelegentlich Angst. Schließlich ist das so eine Sache mit der Wahrheit. Sie ist schon sehr strapaziert worden im Lauf der Menschheitsgeschichte und sie wird immer noch missbraucht um Menschen damit zu unterdrücken. Menschen, die glauben die ganze Wahrheit zu kennen und die sie für sich in Anspruch nehmen, sind kaum auszuhalten. Sie sind unangenehme Zeitgenossen und tun letztlich der Wahrheit keinen guten Dienst.

 Es ist gut, das die Wahrheit Sache Gottes ist. Er führt uns alle, je nachdem, wie viel wir aushalten, in die Wahrheit ein – durch den Beistand. Er führt uns in die Wahrheit – er stülpt sie uns nicht über. Uns wird so viel Erkenntnis von Wahrheit geschenkt, als wir imstande sind zu ertragen. Wahrheit kann nämlich ganz schön anstrengend sein. Es kann sein, dass ich mein ganzes Leben umstellen muss, wenn ich der erkannten Wahrheit folgen will. Und es ist gut ihr zu folgen. Denn sie ist es, die uns Gott immer näher und tiefer erkennen lässt. Der Beistand gibt uns die Kraft mit der Wahrheit sorgsam umzugehen.

Wenn ich den Geist der Wahrheit in meinem Leben nicht zulasse, gleitet mein ganzes Sein in die Lüge ab. Die Lüge beschäftigt uns Menschen so sehr, dass wir der Wahrheit oft keinen Platz mehr geben. Die Lüge, dass viel Geld glücklich macht ist sehr mächtig in unserer Zeit. Ertappe ich mich doch gelegentlich, dass ich an einem Glücksspiel teilnehme. Glücklich wer der Versuchung widersteht Lust und Glück in einen Topf zu werfen. Das Glück kommt allein aus der Wahrheit. Es ist lustig glücklich zu sein. Es macht aber nicht glücklich, lustig zu sein.

Wir Menschen haben ganz stark die Tendenz einen Zustand des glücklich-seins festhalten zu wollen. Vergleichbar mit dem Sommer. Das Leben fließt leicht dahin und wir möchten den Zustand festhalten. Doch der Herbst kommt mit kühlen Tagen. Wer den Herbst nicht wahrhaben will und so tut, als sei es noch immer Sommer, der wird sich verkühlen. Wer ein Lebensglück festhalten will und dabei nicht merkt, dass es schon Zeit geworden ist loszulassen, um in den Kreislauf einer neuen Lebensfase einzutauchen, der versäumt wesentliche Teile seines Lebens. Er bleibt in der Entwicklung stehen. Herbst heißt, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen. Wenn wir hinabtauchen in den Tod des Winters, dann dürfen wir wissen, dass der Beistand bei uns ist. Und mitten im Tod, mitten in der Verlassenheit und Einsamkeit des Winters leuchtet die Erkenntnis auf. Der Geist der Wahrheit erschließt uns den Sinn für die Lebensfase, die wir gerade durchmachen. Es wird wieder heller, es wird Frühling.  In der Erkenntnis der Wahrheit erleben wir Auferstehung und neu werden. Wir lernen im Frühling mit der neu erkannten Wahrheit umzugehen, mit ihr zu leben und erfahren Glück. Es ist wieder Sommer. Wir dürfen dieses Glück genießen bis uns das Leben einen neuerlichen Herbst zumutet.

Der Geist der Weisheit wird in denen erkannt, die Wahrheit in ihrem Leben zulassen und die selbst im Winter ihres Lebens voll Mut und Hoffnung sind, weil sie wissen, das Gott ihnen nicht mehr zumutet, als sie zu tragen fähig sind.

Heute feiern wir Pfingsten, weil Gott uns die vielen Seiten seines Geistes zeigt. Durch seinen Geist erkennen wir, dass wir zu einem Leben in Fülle berufen sind.