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Predigt zum Karfreitag 2014

Karfreitag, Tag des Todes, Stunde des Loslassens. In der Kargheit der Liturgie drücken wir aus was wir auch sonst erfahren. Im Angesicht des Todes werden wir still, verdunsten die Worte, versagt die Sprache. Schweigen und einfach da sein. Das ist jetzt auch unsere Haltung. Sterben, umgebracht werden, hingerichtet werden, zugrunde gehen, das alles hat keine Schönheit. Das wurde uns eindrucksvoll in der Lesung aus dem Buch Jesaja im vierten Gottesknechtlied deutlich gemacht. Schönheit liegt nicht drinnen im Vergehen. Auch ist keine Kraft zu finden im Sterben des Menschen. Jesus hat alles gelitten und ertragen was Menschen erleiden und ertragen können und ist gerade so zur Fülle des Lebens gekommen. Das ist unsere Hoffnung! Das ist die Hoffnung des Kreuzes!

Das feiern wir an diesem Tag. Mit dem Blick auf die Auferstehung feiern wir unsere Hoffnung. Durch sein Leiden und Sterben hat Jesus alle Menschen, die leiden und sterben mit Leben umfangen.

Es ist nicht wichtig wann, wo oder woran wir sterben. Wichtig ist wie wir sterben. In der Verehrung des Kreuzes können wir uns orientieren, können wir eine eigene Haltung gewinnen und bewahren für uns selbst. Besonders dann, wenn für uns die Zeit kommt von hier zu gehen.

Das Besondere an der Haltung Jesu ist seine unbeirrbare Treue zu seinem Auftrag. Durch keine Widrigkeit lässt er sich von seiner Sendung abhalten. Er widersteht den Anfeindungen von allen Seiten. Er erträgt das Verlassen werden von seinen Freunden. Er lässt sich verurteilen in einem Schauprozess. Er trägt das Kreuz. Er fühlt sich selbst von Gott verlassen.

Trotz all dieser gewaltigen Probleme flippt Jesus nicht aus. An keinem einzigen Punkt seines Leidensweges verliert Jesus auch nur ansatzweise seine Würde. Denn er weiß sich vom Vater geliebt und gehalten. Er greift nicht zu Mitteln der Gewalt. Er geht den Weg, den alle Menschen gehen müssen. Er akzeptiert die Unausweichlichkeit des Todes. Auch ihn überkommen Angst und Verzweiflung, so wie es wohl den meisten von uns ergehen würde und wird. In seiner Schwachheit und Hilflosigkeit ist er denen nahe, die schwach und hilflos sind in ihrem Leben.

Vor diesem Menschen, der die Macht seines Gottseins nicht ausspielte im Widerstand, im Verdrängen des Sterben-müssens, sondern im Durchhalten und im Durchleben selbst des Unausweichlichen. Vor diesem Menschen wollen wir uns heute verneigen, unsere Knie vor ihm beugen oder einfach zu ihm aufschauen. Auf je eigene und sehr persönliche Art und Weise möchten wir zeigen, dass wir ihm nahe sein möchten, dass wir in unserem Leben handeln, leben und sterben möchten wie er. Wir verehren das Zeichen des Kreuzes, manche werden es auch dieses Jahr wieder umarmen wollen, wie man einen geliebten Menschen umarmt. Aber es ist und bleibt das Bild des Leidens.