Mt 28,1-10

Osternacht 2002

Auferstehung geschieht – Auferstehung können wir nicht machen!

Es war ziemlich viel, mit dem die Freundinnen und Freunde Jesu rund um das Paschafest konfrontiert wurden. Jesus, die Liebe ihres Lebens wird gefangen genommen, zum Tod verurteilt und hingerichtet. Den Leichnam haben sie dann liebevoll beigesetzt. Nun sind sie auf dem Weg zum Grab, zum Ort des Todes. Sie möchten sich dem Schmerz aussetzen, weil es ein süßer Schmerz ist, ein heilsamer Schmerz. Das Zugehen auf Leid und Probleme ist oft in sich schon ein Lösungsansatz. Besonders bei Beziehungsproblemen im zwischenmenschlichen Bereich ist das Zugehen auf das Problem schon ein erster Schritt zur Lösung.

Schauen wir uns jetzt einmal die Orte unseres Todes an.

Wir sterben täglich viele Tode. Schreckensnachrichten, Liebesentzug, Gewalt, Behinderungen, Leiden, Frustrationen, Verleumdung, Untreue, Entwürdigung,….

Wir alle könnten diese Liste von Todesorten fortführen. Schon längst wären wir gestorben, zugrunde gegangen, wären wir nur auf unsere eigene Kraft, auf unsere eigenen Lösungsmöglichkeiten angewiesen. Wir alle haben in unserem Leben Orte des Todes. Halten wir inne: Was ist es, dass mich zur Zeit am ehesten ins Grab bringt? Versuchen wir diese Situation für uns kurz anzudenken – Wo sind in meinem Leben Orte der Bitterkeit – Orte der Unversöhntheit – Orte der Lebensmüdigkeit – wir wollen in dieses Fest der Auferstehung alles mit hinein nehmen, das uns zur Last geworden ist. Wenn wir uns diesem Tod, der auf uns zukommt aussetzen, ist uns das Leben schon sehr nahe. Wir stehen vor unseren eigenen Gräbern, wie die Frauen vor dem Grab Jesu. Wir stehen vor Situationen, die uns das Leben vermiesen und schmälern. Laufen wir diesen Situationen nicht davon, verstecken wir sie nicht. Das Heil ist uns oft näher als wir glauben. Die Frauen am Grab rechneten nicht im Geringsten mit einer Auferstehung. Dabei waren sie schon erlöst und wussten es noch nicht. Erlösung geschieht auch in unserem Leben täglich neu. Es ist nicht so, dass wir uns selbst erlösen könnten, indem wir bestimmten Regeln und Vorschriften folgen.

Wir können Auferstehung nicht machen, wir können sie uns nur schenken lassen.

Wir können Auferstehung nicht machen, aber wir können die Orte des Todes in unserem Leben aufsuchen, wie die Frauen im heutigen Evangelium den Ort des Todes gesucht haben und dabei dem Leben selbst begegnet sind. Ich wünsche uns allen, dass uns an den Orten unseres Leidens und Todes Auferstehung geschieht.

Oft –mitten im Tod wird uns Kraft und Mut geschenkt, aufzustehen, um um Vergebung zu bitten, um Wunden zu verbinden, um geknickte Existenzen aufzurichten, um eine ausgestreckte Hand zu ergreifen – Auferstehung mitten im täglichen Sterben – geschenkt durch den, der Auferstehung und Leben ist. Über unsere täglichen Auferstehungen hinaus wird uns Christus die Hand entgegenstrecken, wenn wir heute, morgen oder erst in vielen, vielen Jahren unsere erdgebundene Lebensweise beenden müssen oder dürfen. Er wird uns seine Hand entgegenstrecken zu einer letzten und unverlierbaren Auferstehung, die uns hineinführen wird in eine ungeahnte neue Wirklichkeit.

Auferstehung geschieht – Auferstehung können wir nicht machen! Und der Herr Jesus ist wahrhaft auferstanden! Er wird auch uns auferwecken aus jeder Form des Todes jetzt und in alle Ewigkeit. Amen. Halleluja!