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Apg 2:1-11, 1 und Kor 12:3b-7. 12-13

Joh 20:19-23

Pfingstfest 2002

Geist - Lebensatem

In den heutigen Lesungen werden der Atem – der Friede – das Leben angesprochen.

Der Atem:

Er hauchte sie an – empfangt den Heiligen Geist, sagte er darauf. Ich bitte euch jetzt euch ganz locker mit aufrechtem Oberkörper hinzusetzen. Versuchen wir jetzt in uns hineinzuspüren und nachzufühlen woher unser Atem kommt und wohin er geht – es atmet in uns ohne unser bewusstes Zutun Tag und Nacht, ohne Pause. Dieses Bild hat Jesus gewählt, um einigermaßen an das heranzukommen, was der Geist im Menschen bewirkt. Wie der Atem uns leben lässt, so lässt uns auch der Geist leben ohne unser Zutun. Lange bevor wir einen Schritt tun, bevor wir ein Wort reden, bevor wir einen Gedanken fassen sind sie schon in uns – der Atem und der Geist.

Der Friede:

Der Friede sei mit euch – gleich zweimal hat er das gesagt und überhaupt bei allen Erscheinungen des Auferstandenen kommt dieses: der Friede sei mit euch – dann zeigt er sich: da bin ich so wie ich bin – nicht mehr und nicht weniger – das genügt. Der Friede, der von Gott kommt und den die Welt nicht geben kann, der Friede, der Himmel und Erde verbindet, der Friede, der mich liebevoll mit der ganzen Schöpfung verbindet, der Friede, der mehr ist als Schweigen der Waffen, als Abwesenheit von Streit und Verletzung, der Friede, der die Entfaltung von Leben in all seinen vielfältigen Formen ermöglicht und fördert, dieser Friede kann sich nicht ausbreiten in Zurückgezogenheit und Angst – darum setzt Jesus seine Freunde in Bewegung: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Friede ist aktiv. Friede bewegt und verändert.

Das Leben:

Wem ihr vergebt, dem ist vergeben – wem ihr nicht vergebt dem ist nicht vergeben. Vergebung ist Leben. Menschen, denen nicht vergeben wird, ist auch die Chance genommen ihr Leben voll zur Entfaltung zu bringen.

Vergebung geschieht aus dem Geist Gottes heraus und führt zum Frieden, lässt entgleistes Dasein wieder ins Lot kommen. Vergebung lässt aufatmen – körperlich und geistig – damit sie das Leben haben im Überfluss.

Menschen, die diesen heilenden und heilsamen Geist atmen, Menschen, die im Frieden mit sich selbst, ihrer Mitwelt und ihrem Schöpfer leben legen alle Angst ab. Sie sprechen eine Sprache, die alle verstehen, die Sprache der Liebe. Solche Menschen verändern ihre Mitwelt wie Sturm und Feuer – das ist die Botschaft, die wir in der ersten Lesung gehört haben, die Botschaft von Pfingsten.

Wenn auch nicht auf spektakuläre Art und Weise, ist dieser Geist, dieser Atem Gottes doch in vielen kleinen Dingen des Lebens unserer Pfarrgemeinde spürbar. Wenn ihr nach vorne schaut, hängt links vom Tabernakel ein großes Plakat. Darauf haben 35 Gruppen und Gemeinschaften unserer Pfarre einen kleinen Ausschnitt ihres Wirkens oder ihrer Ziele dargestellt. Die verschiedensten Dinge geschehen in unserer Pfarre, alles bewirkt ein und derselbe Geist. Viele Menschen brechen auf aus ihren Ängsten und Beschränktheiten, entdecken eine bunte Welt und werden für andere zum Zeichen der Hoffnung – auch das bewirkt derselbe Geist.

Pfingsten ist für uns ein Fest des langen Atems, ein Fest des tiefen Friedens, ein Fest des erfüllten Lebens und ein Fest des Aufbruchs. Lasst uns in diesem Geist ein Zeichen der Hoffnung sein für diese Welt, jede und jeder an dem Ort, wo wir hingestellt sind.