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Sterben zum Leben

Jesus ist für uns gestorben. Für unsere Sünden ist er gestorben.
Durch seinen Tod hat er die Sünde besiegt heißt es. Durch sein Verhalten, durch seine Art zu leben hat er uns gezeigt, dass es möglich ist den Kreislauf von Schuld, von Hass, von Angst, von Vergeltung zu durchbrechen und zu beenden. Er hat daran geglaubt und daran festgehalten, dass es bei einigem guten Willen möglich ist die Strukturen des Bösen zu überwinden. Es hat ihm hat das Leben gekostet. Das haben wir eben in der Leidensgeschichte gehört.
Jesus ist für uns in den Tod gegangen um uns dem Leben zu gewinnen. Jesus soll nicht umsonst gestorben sein. Sein Sterben hat ganz konkrete Auswirkungen auf unser aller Leben.
Wir sind durch ihn in der Lage auf unser Leben hinzuschauen – auch kritisch hinzuschauen. Dabei geht es um Sünde und Schuld. Auch mein Leben ist davon betroffen. Auch ich bin schuldig geworden, auch ich sündige.
Würde ich sagen: Ich bin ohne Schuld, ich habe nicht gesündigt, dann wäre ich hier fehl am Platz. Dann wäre Jesus mit seiner Menschenkenntnis daneben gelegen, er wäre umsonst gestorben.
Auf die eigene Schuld und Sünde hinzuschauen hat nicht den Sinn uns schlecht und unverbesserlich dastehen zu lassen. Es hat den Sinn sich selbst besser kennen zu lernen und eröffnet die Chance Alternativen zu unseren Lebens-, Denk- und Handlungskonzepten zu entwickeln. Auch wenn ich mir nicht sicher um meine Schuld bin, kann es gut sein Schuld auf sich zu nehmen – um Neuanfänge möglich zu machen. So wie Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat. Nur so kann die Spirale der Gewalt, der Angst, der Unterdrückung, der Versklavung in meiner Lebenswelt ein Ende finden.  Nur so können wir dem Bösen den Zugriff  auf unser Leben versperren. Und das bewirkt nicht Einengung sondern Freiheit. Das bewirkt nicht Depression, sondern das richtet mich auf weil mein Lebenshorizont weiter wird. Es nimmt mir die Angst zu kurz zu kommen, die Angst mein Leben nicht zu leben. Der Tod Jesu ist sinnvoll weil er uns Lebensfenster öffnet hinein in neue Dimensionen und Daseinsweisen. Durch seinen Tod und seine Auferstehung darf uns bewusst sein, dass unser Leben unzerstörbar ist. Auf diese Hoffnung und auf diesen Glauben hin sind wir alle getauft. Auf diesem Hintergrund wage ich es auch die Frage zu stellen:
Welchen Sinn macht der Tod, mein Tod, mein Sterben? Wofür lohnt es sich zu sterben?
Es geht nicht immer ums Ganze. Sterben heißt auch:

Es kann manchmal aber auch ums Ganze gehen:

Ich will die Aufzählung hier beenden im Bewusstsein, dass ihnen selbst genug Beispiele und Möglichkeiten auf dem Hintergrund ihres eigenen Lebens einfallen.
Eines kann ich ihnen versichern: Je tiefer sie sich auf ihren Tod einlassen, je mehr Raum er in ihrem Leben hat, umso intensiver wir ihr Leben sein.
Die Sehnsucht nach diesem intensiven Leben ist groß. Viele unserer Mitmenschen, vielleicht auch manche von uns, setzen ihr Leben aufs Spiel bei Extremsportarten, durch zuviel Arbeit, durch ungesunden Lebenswandel um sich selbst, um das Leben mehr zu spüren.
Das sind Abkürzungen, die am Wesentlichen vorbeigehen. Jesus hat sich nicht ans Kreuz nageln lassen für mehr „Kick“ in seinem Leben sondern um für uns alle das Leben zu gewinnen. Er hat uns allen ein Leben geschenkt das kein Ende mehr kennt. Ein Leben, das nach allen Seiten hin offen ist. Als Erinnerungszeichen dafür steht hier das Kreuz Jesu, das wir heute verehren werden.
Es lohnt sich auf verschiedene Weisen zu sterben um tiefer in das Geheimnis des Lebens einzutauchen und um das Leben zu öffnen auch für die Menschen mit mir. Das Sterben Jesu war nicht Selbstzweck sondern vor allem Lebenssinn für andere. Auch unser Sterben macht dann Sinn wenn Menschen existenziell dadurch gewinnen für das Leben hier und für alle Ewigkeit. Amen